- Bonus-Material zum neuen Buch: zusätzliche Interviews
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Nader Ghneim, Ramallah, 45, anglikanisch (Church of England) Als der großgewachsene Nader Ghneim den Raum betritt, muss ich unweigerlich an die Kreuzfahrer denken. Er ist rötlich-blond! Das ist gar nicht so selten in Palästina: Ich kenne solche Palästinenser in Bethlehem und Hebron. Dort erzählt man sich, die Vorfahren vor 800, 900 Jahren seien europäische Kreuzritter gewesen. Naders Nachname erinnert mich an den arabischen Namen des Hügels bei Bethlehem, den Israel Mitte der 1990er Jahre enteignete, um dann später die Siedlung Har Homa (arab. Abu Ghneim) mitten im Oslo-Friedensprozess zu bauen. Nader (arab. selten) arbeitet in einer Nichtregierungsorganisation (NGO) namens Friends of the Holy Land als Manager, was Reisen im Westjordanland mit sich bringt. Er entstammt einer Flüchtlingsfamilie aus Ramle[1]. Etwa drei Viertel der Verwandtschaft lebt in Jordanien und den USA. Nader hat an den Universitäten Birzeit und Bethlehem sowie am Bethlehem Bible College studiert: Menschenrechte, Demokratie, Biblische Studien. An einer christlichen Schule in Ramallah hat er eine Teilzeitstelle. Früher hat er gemeinsame Programme mit der im deutschsprachigen Raum bekannten palästinensischen Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Nasser durchgeführt. Nader ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Sein Hobby ist Wandern („nur wenige Palästinenser mögen das“), frühere zeichnete er und spielte Theater. Interview: Wir kommen gleich zur erwähnten Nakba, doch zuerst die Frage: Wie stellst du dich zum Beispiel im Ausland vor? Ich bin ein palästinensischer Christ. Meine Vorfahren stammen von den Aposteln und Jüngern ab. Wir sind auch Araber. Nach dem, was du in der Vorstellung gesagt hast, war deine Familie stark von der Nakba betroffen. Ja, mein Vater floh, da war er circa zehn Jahre alt, mit seinen Eltern nach Ramallah. Sie verloren alles. Die Geschichte der Flucht ist eine lange. Als der Krieg begann, suchten Menschen, vor allem die Christen, Zuflucht in der Kirche und versteckten sich dort. Der Priester der römisch-katholischen Kirche von Ramle hatte die französische Staatsangehörigkeit. Daher dachten die Schutzsuchenden, sie seien sicherer, da der Pfarrer wohl gute Verbindung zum Internationalen Roten Kreuz hätte. Mein Onkel erzählte mir, dass er damals dachte: „Jetzt sind wir dran!“, nachdem er gehört hatte, dass Schutzsuchende in einer Moschee getötet worden waren. Töten und Bombardieren waren allgegenwärtig. Die Menschen hatten große Angst. Nach einiger Zeit wurden meine Onkel, da über 16 Jahre alt, im „Meeresgefängnis“[2] in Jaffa inhaftiert. Meine Oma dagegen blieb einige Wochen mit meinem Vater und den Schwestern in der Kirche. Die Frauen fragten: „Wo sind unsere Ehemänner, wo unsere Kinder?“ Die seien getötet worden, sagte man ihnen, und: „Später kommen wir und töten euch alle.“ Meine Oma dachte zu diesem Zeitpunkt tatsächlich: Ich habe sowohl meinen Mann als auch die Söhne verloren. Diese waren bereits von der israelischen Haganah[3] oder einer ähnlichen Miliz abtransportiert worden. Ihnen sei gesagt worden, erzählte ein Onkel später: „Wir müssen alle Männer mitnehmen und registrieren, sie müssen eine Ausweisnummer bekommen.“ In großen Lkws seien sie nach Jaffa gefahren worden. Dabei sangen die Soldaten Lieder, in denen die Araber nicht gut wegkamen. Den Verschleppten war das äußerst peinlich, sie wollten nicht gesehen werden. Dann wurden sie im so genannten „Meeresgefängnis“ in Käfigen festgehalten. Soldaten kamen alle drei, vier Tage und warfen für jeweils fünf Häftlinge eine Scheibe Brot hinein. Und mein Onkel kam aus einer sehr reichen Familie mit eigenem Haus, wie der Nachname verrät: Er bedeutet „viel Besitz“. Nach einiger Zeit befahlen die Soldaten den Inhaftierten, sie müssten jetzt selber arbeiten, man könne ihnen das Brot nicht länger so geben. Sie erhielten eine Art Guthaben in einer Kantine und den Befehl, in palästinensischen Dörfern und Stadtteilen Haustüren und Fenster aufzubrechen und alles, was sie in den Schränken fanden, den Soldaten zu übergeben. So wollte man verhindern, dass die früheren Besitzer zurückkämen, und wenn doch, sollten sie das Haus leer vorfinden. Diese Häuser wurden jemenitischen Juden übereignet, die in Israel der Unterschicht angehören. Diese zerstörten von sich aus Fenster und Türen. Die Idee dahinter war, dass sich das über die Medien verbreitet und den Vertriebenen klarmacht: Es lohnt sich nicht zurückzukommen. Nach einiger Zeit sagte man meinen Onkeln: „Entweder bleibt ihr im Gefängnis oder wir schicken euch nach Jordanien.“ Meine Onkel und andere wurden, nachdem man ihnen sogar die Münzen in der Hosentasche abgenommen hatte, an der Grenze hinausgeworfen. Sie gingen zu Fuß nach Ramallah[4]. Inzwischen waren meine Angehörigen, die sich in der Kirche versteckt hatten, von israelischen Soldaten in Busse und Lkws verfrachtet und an der Grenze[5] abgesetzt worden, unweit Ramallah. Man sagte ihnen: „Nun müsst ihr zu Fuß weiter.“ Sie gingen nach Taybeh, einen christlichen Ort und dann nach Ramallah. Erst nach Monaten fanden sie heraus, dass die drei Männer aus der Familie noch am Leben waren. Die Leute damals waren sehr schlicht. Sie fragten herum, um an Informationen von den Briten[6] oder dem Roten Kreuz zu kommen. Schließlich fand meine Großmutter ihre Kinder und ihren Mann wieder. So gelangte die Familie nach Ramallah und lebte anfangs in einem Flüchtlingslager. Die Christen kontaktierten die Kirchen und die versuchten dabei zu helfen, eine bessere Unterkunft zu finden. 1967 hatte mein Opa ein anderes Problem: Sein Sohn studierte Zahnmedizin in Syrien. Als der Sechs-Tage-Krieg ausbrach, sorgte er sich um seinen Sohn und fuhr mit Frau und Tochter zu ihm. Doch die drei blieben in Jordanien stecken und konnten nicht weiter. Mein Vater und zwei Brüder waren hiergeblieben. Das heißt, unsere Familie ist zweimal getrennt worden. Starben sie in Jordanien? Nach dem Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien kamen die Großeltern, sie waren um die 90, einmal mit einer Reisegruppe der Kirche nach Ramallah und blieben über das Visumsende hinaus hier, wo sie dann auch starben. Israel wollte sich freundlich zeigen, indem es einen Besuch bei den Kindern genehmigte. Meine Tante jedoch starb in Jordanien, ihr hatte man damals kein Visum erteilt. Israel pflegte nie einer ganzen Familie ein Visum zu geben. Ein Onkel ist bis heute noch in Jordanien. Was die Familie meiner Mutter angeht: Da steckten alle in Jordanien fest und starben dort auch. Wenn wir nun sehen, was Familien in Gaza geschieht, muss ich sagen: Das ist dasselbe. Nachdem wir ausführlich über die Nakba gesprochen haben, über Flucht und Vertreibung: Hast du jemals an Auswanderung gedacht? Die meisten, die ich kenne, auch meine Eltern, wollen hier weg. (seufzt) Ich bin derjenige, der immer gebremst hat. Als ich 21 war, sind meine Eltern und Geschwister schon einmal in die USA gezogen. Ich hatte schon das Visum, weigerte mich aber zu reisen, da ich dachte, ich hätte eine Berufung, als Christ hier zu bleiben; Gott habe uns auserwählt, hier zu sein; wir seien das Licht für unsere Gesellschaft. Meine Familie kehrte nach etwa drei Monaten aus den USA zurück – mir zuliebe. Wie denkst du jetzt darüber? Manchmal denke ich, ich war damals nicht ganz bei Trost. Ich könnte jetzt mein Leben dort leben. Nun, als verheirateter Familienvater, denke ich an die Zukunft meiner Kinder. Die Lage damals war besser als jetzt. Stichwort Demographie. Israel quetscht uns auf engem Raum zusammen, und nun sind wir viel mehr als damals. Heute kann man es sich nicht mehr leisten, ein Haus zu mieten. Es gibt keine Spielplätze und nur sehr wenig Grün. Auf der Fahrt heute Morgen sah ich so viele neue Wohnblocks, ja Hochhäuser zwischen dem Kontrollpunkt Qalandyia und Ramallah, die es vor 15 Jahren noch nicht gab. Menschen leben auf engstem Raum zusammen. Ja, zusammengepresst, stell dir vor: Du lebst mit 50, 60 Familien in so einem Wohnblock, und es gibt keinen Spielplatz. Und kein Wasser. So haben wir Palästinenser nie gelebt. Unser Land hatte eine schöne Struktur: Jeder hatte sein kleines Haus, einen Garten, Bäume. Das ist vorbei! Das ist eine Herausforderung für die Zukunft. Damals war es auch wirtschaftlich besser. Es gab eine Art Hoffnung. Und jetzt schauen wir auf Gaza und es stellt sich die erste Frage: Niemand hält Israel dort auf! Wenn sie hier anfangen – wird auch hier niemand Israel bremsen? In einer Nacht dringen sie hier ein (schnipst mit dem Finger) und übernehmen alles. Was kann man da tun? Und es passiert ja schon, wie kürzlich in Tulkarem. Im Moment haben wir schon 57.000 entwurzelte, vertriebene Palästinenser im Westjordanland. Es ist doch unlogisch, dass binnen 24 Stunden jemand an dein Haus kommt und dir sagt: „Du musst jetzt mit deinem ganzen Hab und Gut gehen!“ Das passiert nirgends in der Welt. (lacht) Nicht einmal 1948 passierte das so. Da konnte man sich noch in den Hügeln und Bergen verstecken. Das geht heute nicht mehr. Das ist unsere aktuelle Angst. Andererseits glauben wir an Gott. Wir glauben, Er hat uns hier in diesem Land berufen. Ich persönlich glaube, dass diese Ungerechtigkeit binnen eines Tages zu einem Ende kommt. Wenn sich die Menschheit an Ungerechtigkeit gewöhnt, dann machen wir einen Rückschritt bis zum zweiten oder ersten Weltkrieg. Die Welt sollte „Stopp!“ sagen. Heutzutage hat jeder Angst, duckt sich weg, schließt die Augen, aber: Das Ganze wird nicht ewig andauern. Du hast Hoffnung angesprochen. In welchem Moment deines Lebens war diese am größten? Als ich 16, 17 war, hatten wir hier die erste Intifada. Das war eine schwere Zeit, schlimmer als jetzt. Man sollte damals nicht auf die Straße gehen, die Soldaten hätten einen ja festnehmen können. Ich wurde auf der Straße oft von ihnen angehalten. Meine Eltern gingen um 6 Uhr oder 7 Uhr früh in die Kirche, da es nach 10 Uhr nicht mehr sicher war, sich auf der Straße zu bewegen. Dann entschied die Armee, Ramallah zu verlassen. Im Stadtzentrum „Manara“ sah ich, wie Soldaten mit Palästinensern tanzten. „Oh, wir leben“, dachte ich, „Frieden, Hoffnung!“ Du sprichst von der Oslo-Zeit. Wir dachten: Die Zukunft wird besser! Mitte der 90er Jahre hatten wir viel Hoffnung. Wir dachten, wir könnten die Welt verändern, und zwar zum Guten. Aber dann (lacht) wurde die Mauer gebaut, Kontrollpunkte, und damit kam noch mehr Trennung zwischen beiden Seiten. Was ist seitdem schiefgelaufen? (atmet tief, seufzt) Die Mentalität der Israelis. Sie entschieden sich für Frieden im Austausch gegen Land, „Land for Peace“. Aber viele Radikale auf ihrer Seite wollten das nicht. Nach einer fünfjährigen Übergangszeit sollte es zur Zwei-Staaten-Lösung kommen. Aber da Israelis diese Sieger-Mentalität haben, ist es ihnen unmöglich, etwas abzugeben, das sie schon einmal hatten, auch wenn es ihnen nicht gehörte. Und dann glauben sie, sich vor Palästinensern fürchten zu müssen. Hätte man damals eine Lösung gefunden – und beide Seiten hätten etwas verloren – dann hätte es für alle eine bessere Zukunft gegeben. Das Blutvergießen hätte damals enden müssen. Israel übergab uns zuerst Gaza und Jericho, dann Ramallah und andere Städte, und dann sagte man uns: „Mehr gibt es nicht.“ Israel führte als Grund die palästinensische Gewalt an. Es gab jedoch den Plan, sich ganz aus dem Westjordanland zurückzuziehen, wenn Israel nicht von Anfang an gelogen hatte. Ich denke, hätte Israel das Westjordanland komplett verlassen, dann gäbe es zwei Staaten. Das Problem war: Israel wollte das Westjordanland nicht verlassen. Israel hat Angst, Juden haben in Europa schlimme Erfahrungen gemacht. Das verstehe ich. Aber wenn man sich einmal für Frieden entschieden hat, sollte man auch danach streben und dafür arbeiten. Gab es Dinge, die vor dem sog. Friedensprozess besser für euch Palästinenser waren? Ja! (mit lauter Stimme sagt er das) Menschen reisten mehr oder weniger friedlich durch das ganze Land, es gab keine Grenzen und keine Mauer. Man durfte zwar nicht in Ramle leben, aber man konnte es besuchen. Eine weitere Sache: Heiratete man damals, zum Beispiel jemanden aus Jerusalem, hat man einen Ausweis bekommen. Nach dem Friedensprozess wurde das schwieriger. Man heiratete quasi jemanden aus dem „Feindesland“ und die Bürokratie wurde kompliziert. Auch das Reisen ins Ausland war früher einfacher, wir durften vom Flughafen Tel Aviv fliegen. Und auch das Reisen im Westjordanland war einfacher: Es gab keine Kontrollpunkte. Soldaten waren zwar überall und konnten jederzeit auftauchen und ein Kind schlagen. Aber sie hielten sich zurück. Daher hat uns die Entwicklung nach dem Friedensprozess schwer getroffen. Und die Welt schaut auf uns, als würden hier zwei Staaten miteinander ringen. Aber wir sind kein Staat. Man gab der Palästinensischen Autonomiebehörde die Schuld, aber die hatte doch nichts in der Hand. Andererseits gab uns der Friedensprozess etwas: Wir durften fortan unsere Fahne tragen. Davor war das ein Verbrechen. Und wir durften uns Palästinenser nennen. Oder: Wenn man sich früher mehr als sechs Monate außer Landes aufhielt, verlor man seine Staatsangehörigkeit[7]; das war nun nicht mehr der Fall. Also: Es gab einige Vorteile. Die Welt spricht oft von der palästinensischen Korruption. Früher gab es das nicht, da alles in Händen der Besatzungsmacht lag. Nochmal: Der Friedensprozess hat uns auf vielfältige Art beeinträchtigt. Nun spricht die ganze Welt von der Zwei-Staaten-Lösung. Und die großen Träume und Hoffnungen der Palästinenser werden immer kleiner. Welche Träume hattest du persönlich als junger Mann? (seufzt) Ich mag die Menschen. Ich habe oft in Seniorenheimen als Freiwilliger mitgearbeitet. Mein Traum war es, Ramallah zu verschönern, etwas für Senioren zu schaffen, die Stadt grüner zu machen, Bäume zu pflanzen; und ich hätte gerne für mich einen kleinen Bauernhof mit Tieren gehabt. Ich wollte heiraten, Kinder haben und mich glücklich fühlen. Ich habe ein Zuhause und Kinder – aber richtig glücklich bin ich nicht (lacht). Ein bisschen mehr Frieden – das wär´s! Ich war so aktiv, in allen möglichen Programmen, die Jugend zu befähigen, und wir träumten von einem Morgen. (lacht) Wir haben das Gegenteil erreicht. Wie hat sich dein Leben nach dem 7.10.2023 verändert? Es betrifft jeden Lebensbereich. Die erste große Veränderung betrifft die Hoffnung. Durch den Krieg verloren wir viel Hoffnung. Und auch Glauben oder Glaubenssätze. Ich habe mich jahrelang in Menschenrechten und Demokratie weitergebildet und das selbst unterrichtet. Ich glaube nun nicht mehr daran. Das ist die größte Veränderung in meinem Denken. Man hat nicht mehr den Mut zu sagen: „Es gibt Hoffnung auf Rechte und Gleichberechtigung und andere Menschen unterstützen Gerechtigkeit.“ Ich will, dass meine Kinder mit Ethik aufwachsen. Was ist mit all den Organisationen, die Menschenrechte mit Millionen von Dollar fördern? Da wird Geld ausgegeben, um Menschen zu vermitteln: Wir sollen nicht hassen. Der Lehrer sollte die Schüler nicht anschreien. Als ich aufwuchs, kamen diese Organisationen, nahmen uns mit auf Tagungen und butterten da Millionen rein. Viele dieser Organisationen schweigen jetzt. Kannst du die benennen? Sie kommen von überallher, auch aus Europa, aus Deutschland. „Wir wollen Frauen ermächtigen, in Männerberufen ausbilden wie etwa Mechaniker“, hieß es damals. Aber was ist mit der Frau, die da verbrennt oder ihre Kinder sterben sieht? Und niemand sagt etwas. Das ist der größte Schock für uns. Wir dachten, dass wenigstens einige ihren Mund aufmachen. Das Härteste ist: Manche rechtfertigen das alles, sogar Menschenrechtsorganisationen. Es ist schwer, den eigenen Kindern diese Werte zu vermitteln. Ich habe die Menschenrechtscharta jedes Jahr mit meinen Schülern durchgenommen, Artikel für Artikel. Nun reagieren die Schüler so: „Lehrer, was ist daraus geworden?“ (lacht) Da kann ich nichts entgegnen. Nun spreche ich beispielsweise über das Rauchen, ich habe den Lehrplan geändert. (lacht) Themenwechsel: Wann warst du zuletzt am Mittelmeer, in Jerusalem oder am Toten Meer? In Jerusalem einmal während des Krieges, an den beiden Meeren vor Jahren. Du bewegst dich also hauptsächlich im Raum Ramallah? Aufgrund meiner Arbeit für die Friends of the Holy Land fahre ich wöchentlich nach Nablus, Jenin oder Bethlehem. Aber das bedeutet viel Kopfweh: Man weiß nie, was passieren kann. Manchmal stecke ich in einer Stadt fest, manchmal muss ich vier, fünf Stunden warten, bis ich aus Ramallah rauskomme, oder ich stecke zwischen zwei Kontrollpunkten fest. Manchmal ist die Besprechung um 14 Uhr und du kommst um 20 Uhr an. Wärest du vor vier, fünf Monaten hierhergekommen, wäre es dir vielleicht gar nicht möglich gewesen, Ramallah zu erreichen. Was tust du an einem freien Tag, für dich wahrscheinlich der Sonntag, oder? Wie entspannst du dich? Wir entspannen nicht (lacht laut). Wir gehen in die Kirche und dann besuchen wir meine Eltern oder Schwiegereltern. Das ist alles. Die Besatzung hat viele Facetten. Unter welcher leidest du am meisten? Diskriminierung und Gewalt. Wir leiden tagtäglich, beim Reisen zwischen zwei Städten; dann haben wir kein Wasser und die Siedlungen haben es jeden Tag. Es gibt sehr viel Benachteiligung. Es ist eine Art Apartheid in diesem Land. Ich bin auf diesem Hügel geboren und der Israeli dort in der Siedlung: Er hat Rechte, erhält Sozialleistungen, kann reisen – und ich habe nichts davon. Wie oft erhaltet ihr Wasser? An drei Tagen pro Woche, in manchen Dörfern ist es nur einmal in der Woche. Das heißt, man kann nicht immer waschen. Wäsche waschen und gleichzeitig duschen geht nicht. Gibt es dafür einen Plan? Man bekommt zum Beispiel gesagt: „Montag, Dienstag, Mittwoch erhaltet ihr Wasser.“ Wir wissen aber, dass es in unserem Viertel in der Regel von Mittwoch bis Freitag kommt. Doch oft gab es am Donnerstag schon kein Wasser mehr. Und wenn es fließt, dann nur für eine Nacht, nicht für drei. Im Sommer hat man immer ein Wasserproblem. Dazu kommt, dass unser Wasser teurer ist als jenes in den Siedlungen. Dabei kommt es aus demselben palästinensischen Brunnen oder Grundwasserspeicher. Israel entnimmt es und gibt es uns, natürlich mit Aufschlag, zurück, sprich: verkauft es uns. Hilft dir dein Glaube, mit diesen Mühsalen zurechtzukommen? Ja, man hat immer Hoffnung und Glaube, und gleichzeitig sein Kreuz zu tragen. Manchmal ist man erschöpft. Man blickt auf Jesus, der starb – ungerechterweise. Und trotzdem hat er nicht verflucht, sondern geliebt und gesegnet. Wenn man voller Wut ist, erreicht man manchmal den Punkt, gleich zu explodieren. Dank des Glaubens kommt man damit zurecht. Wir glauben, dass Gott uns beschützt. Ich selbst habe das erlebt, als israelische Soldaten auf mein Auto schossen. Einmal kam ein Mitarbeiter einer kirchlichen Organisation aus den USA und wollte mit mir ein Dorf namens Rafat bei Ramallah besuchen. Plötzlich wurde über uns hinweg geschossen. (er imitiert das Geräusch) Ich hielt an. Das Schießen hörte auf. Als ich rückwärts fuhr, wurde wieder geschossen. Konntest du die Schützen sehen? Nein. Ich zog mein Unterhemd aus und hielt es als weiße Fahne aus dem Fenster. Dann hörte ich einen Lautsprecher: „Verlass das Auto! Öffne alle Fenster, Türen und den Kofferraum!“ Das tat ich. Die Soldaten näherten sich und befahlen: „Dreh dich um, mach dein Hemd hoch!“ Ich folgte den Anweisungen. Dann fragten sie mich, was ich hier tue und sprachen dann mit einem Vorgesetzten über Funk, dann mit meinem Gast. Am Ende sagten sie: „Sorry, wir hielten euch für Terroristen.“ Passierte das während der zweiten Intifada? Nein, danach, in einer mehr oder weniger friedlichen Zeit. Seitdem zucke ich immer zusammen, wenn ich Schüsse höre, seien es Salven bei einer Hochzeit oder bei einer Parade in den USA. Man steckt es nicht so einfach weg. Diskriminierung– sie ist eine große Sache hier in diesem Land. Irgendwann entdeckst du plötzlich: Du wirst diskriminiert, weil du in diesem Haus oder mit jener Nationalität geboren wurdest. Das ist hart. Morgen ist Karfreitag. Für euch scheint es ein nie endender Karfreitag zu sein. Ja, das stimmt. Die Lage hat sich nicht geändert: Von den Tagen meiner Großeltern bis heute und morgen für meine Kinder. Es tut mir auch Leid für die Israelis. Für uns kommt nach dem Karfreitag die Auferstehung. Gilt das auch für sie? Sie halten sich für die Sieger, aber ist das ein echter Sieg? Ich bin mir nicht sicher. Die, die Jesus töteten, dachten: „Jetzt sind wir ihn los.“ Andere verband nichts mit ihm. Als er aber auferstand, merkten sie, dass sie falsch lagen. Es ist auch traurig für die Juden zur Zeit Jesu, dass sie ihm nicht folgten. Hast du jemals mit israelischen Juden gesprochen? Ja. Vor dem Friedensprozess lebte man irgendwie zusammen. Heutzutage, wenn ich auf einer mir erlaubten[8] Straße fahre und einen Unfall sehe, steige ich aus. Dann spricht man mit Israelis. Vor vielen Jahren entstanden Freundschaften durch Austauschprogramme. Da sprach man zum Beispiel über die wechselseitigen Ängste. Wenn meine Onkel von früher, vor 1948, erzählten, wie man friedlich zusammenlebte und –arbeitete, bevor Israel entschied, sich das Land allein zu nehmen! Vorher lebte man so zusammen wie wir Christen jetzt mit den Muslimen. Es gab gemischte Wohngebiete, dieselbe Sprache, Träume, Zukunftshoffnung. Kommen wir nochmal zum 7.10.23. Dein Blick auf Israel – hat er sich verändert? (seufzt) Mein Blick auf die ganze Welt! Israel ist Besatzungsmacht. Es erhält Rechtfertigung, auch von euch! Sie haben sich Land angeeignet und wollen es nicht mehr hergeben. Manchmal tun sie mir leid. Man spricht jetzt von der Vertreibung der Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen. Egal, wo sie hingehen: Sie werden immer etwas gegen Israel haben.Manche halten die Auswanderung für die Lösung. Palästinenser, die auswandern oder zur Auswanderung gezwungen werden, werden Tausende von Jahren brauchen, bis sie vergessen, was ihnen angetan wurde. Das Einzige, was dagegen helfen würde, wäre, Beziehungen neu aufzubauen, Frieden zu stiften und sich zu versöhnen. In jedem Konflikt dieser Welt existiert Hass zwischen Völkern. Die Mutter meiner Mutter war aus Armenien. Die armenische Sache ist schon über 100 Jahre her. Aber noch immer ist die schlimme Erinnerung daran vorhanden sowie der Hass auf die Türken. (lacht) Und das sind Christen beziehungsweise deren Ururenkel. Was also richtet Israel da an? Was bedeutet das für seine Zukunft? Die einzige Lösung ist: Versöhnung. Was muss geschehen, um langsam dahin zu kommen? Ein Sinneswandel. Die Menschen müssen begreifen, dass sie sich entscheiden müssen, um diesen Gewaltkreislauf zu durchbrechen. Entweder treffen die Menschen die Entscheidung oder jemand Außenstehender macht Druck. Sonst geht es ewig weiter. Diese Hoffnung hatten wir damals im Friedensprozess: Dass jemand von außen, mit Macht, die beiden Völker an einen sicheren Ort führt. Das ist nicht passiert. Wir wechseln nochmal das Thema: Christliche Gruppen kommen hierher und suchen das Gespräch mit euch. Stärkt das deinen Glauben? Ja, wenn man sieht, dass Menschen hierherkommen, ist das eine große Ermutigung. Es zeigt: Die Leute denken an uns, sorgen sich um uns, beten für uns, wollen uns helfen. Sie stehen an unserer Seite. Wir sind nicht allein. Im Vergleich zu dir bin ich privilegiert: Ich kann leicht Jerusalem besuchen, Tiberias, Elat am Roten Meer. Zudem lebe ich wie viele andere Christen im Westen in Freiheit. Erzeugt das Neid? Ja, schon. Ich weiß, dass es in jeder Nation Schwierigkeiten gibt. Dass du als Christ in Deutschland leben kannst ist ein Segen für dich. Du kannst dich frei bewegen und reisen. Ihr seid privilegiert, an einem Ort in Frieden zu leben, wo man leicht Arbeit finden kann, abgesichert ist, eine Polizei hat und Berge, auf die man steigen kann. Hier ist das gar nicht der Fall. Weil man ständig darüber nachdenken muss, ob es vielleicht Siedler in der Nähe des Wanderwegs gibt? Richtig, deshalb ist es hier eine große Sache. Du musst darüber nachdenken, wo du das Auto abstellst. Dann hast du die Sorge, Siedler könnten das Auto aufbrechen oder auf dich schießen. Auch Kinder in die Schule zu bringen ist mit Angst verbunden. Man hat ja eine Verantwortung. In Deutschland macht man das alles einfach so. Was ist dein größter Wunsch? Früher träumte ich vom Frieden, nun träume ich von Gerechtigkeit. Mein größter Wunsch ist, an einem Ort zu leben, wo es echte Gerechtigkeit gibt. In diesem Land gibt es viele, die von Gerechtigkeit und Menschenrechten sprechen, ja, das sogar unterrichten, sie sind aber im Umgang mit anderen die Schlimmsten. Angenommen, die Besatzung endet nächste Woche und der Friede kommt. Was wäre das erste, das du tun würdest? (lacht laut) Auf einem Berg sein und weit weg von allen. Vielleicht Landwirtschaft betreiben und Menschen treffen. Wie lautet deine Botschaft an die Leserschaft? Zuerst: Versetzt euch in die Lage anderer Menschen. Gott selbst wurde Mensch wie wir, mit Gefühlen. Bei allem, was ihr hört über den Konflikt hier, versetzt euch in die Lage der Palästinenser und der Israelis, sprich: beider Seiten. Erst danach könnt ihr urteilen. In Deutschland erlebt man persönlich kaum Ungerechtigkeit, und trotzdem: Versetzt euch immer in die Lage des Gegenübers. Und: Betet weiterhin für den Frieden Jerusalems und dieses Landes. Und macht den Mund auf! Manche wissen Bescheid, aber schweigen. Ihr müsst stärker auf der Seite der Gerechtigkeit und der Menschenrechte stehen. Und besucht uns! 
 [1] Verschiedene Schreibweisen: Ramle, Ramla, Ramleh, Ramlah [2] Trotz intensiver Recherche konnte ich zu „Meeresgefängnis“ und „Käfigen“ keine weiteren Informationen finden, bei BADIL (paläst. NGO für Flüchtlingsrechte) wird in wenigen Sätzen über das „Militärgefängnis“ berichtet, das wohl zwei Jahre lang betrieben wurde, siehe https://badil.org/publications/al-majdal/issues/items/41.html [3] = (hebr. Haganh = Verteidigung) war eine zionistisch-jüdische paramilitärische Untergrundmiliz während der Britischen Mandatszeit (1920-1948) [4] Das nach Kriegsende im jordanisch verwalteten/besetzten Westjordanland lag. Entfernung/Luftlinie: 40 km [5] Siehe „Grüne Linie“ [6] John Bagot Glubb („Glubb Pascha“) blieb noch länger in Jordanien, wo er Chef der Armee war. [7] Er meint: Aufenthaltsberechtigung. Diese widerrief der Staat Israel bei etwa einer viertel Million Palästinensern zwischen 1967 und 1994; siehe Akiva Eldar: Israel Admits it Revoked Residency Rights of Quarter Million Palestinians since 1967, 12.6.2012, https://miftah.org/Display.cfm?DocId=24931&CategoryId=5 [8] Siehe „verbotene Straßen“ -------------------------------------------------------------------- Bassim, Bethlehem, 52, syrisch-orthodox Bassim kenne ich quasi vom Vorbeigehen – damals in der zweiten Intifada.* Jedes Mal, wenn ich von meiner Wohnung oder vom Arbeitsplatz im Internationalen Begegnungszentrum neben der Lutherischen Kirche zum Postamt am Krippenplatz wollte, zur Geburtsbasilika oder zum Gemüse-Obst-Markt, kam ich mit ins Gespräch. Sein Mini-Lädchen ist direkt neben der syrisch-orthodoxen Marienkirche, wo der Tradition zufolge die Herberge der Weihnachtsgeschichte stand, in der Maria und Josef keinen Einlass fanden. Gegenüber Bassims Antiquitätenkammer, wie ich sie nenne, führen Treppenstufen zum höhergelegenen Markt sowie eine lange Treppe hinunter zur Sterngasse und weiter zum Krippenplatz. Dutzende von Schwätzchen habe ich mit ihm gehalten vor seinem Gewölbe, vor dem er immer zu stehen scheint, mit Nachbarn plaudert und das Treiben beobachtet. Neben und über dem Eingang hängen alte, palästinensische Frauentrachten. Kunden habe ich bei ihm nie gesehen. Bassim, der ledig ist, ist stolzer syrisch-orthodoxer Christ. Seine Großeltern stammen aus Syrien, der Türkei und dem Irak. Sie flohen nach dem Massaker an Assyrern und Armeniern durch Sultan Abdel Hamid[1] nach Bethlehem. Vor dem eigentlichen Interview, das ich unangekündigt-spontan führe, erklärt er mir: „Die assyrische Zivilisation ist circa 4.000 Jahre alt. Der Messias sprach aramäisch.“ Im Ausland lebten viele Aramäer[2], allein in Indien fünf Millionen, andere hätten in Deutschland, Holland, Belgien und Schweden eine neue Heimat gefunden. Die Gemeindemitglieder der syrisch-orthodoxen Gemeinde Jerusalem/Bethlehem schätzt er auf nur noch 1.800 bis 2.000 Seelen, „denn viele sind schon ausgewandert.“ Bassim selbst hat Verwandte in Jordanien, Schweden, in den USA und „fast überall“. Jordanien, Griechenland und die Türkei hat er schon besucht, Europa jedoch nicht; er scheint Griechenland zum Orient zu zählen. Hobbys hat er keine, interessiert sich aber für palästinensische Tradition, Geschichte und Kunst. Bassim, wie stellst du dich vor? Ich bin aus dem Heiligen Land. Inwiefern hat sich dein Leben seit dem 7. Oktober 23 verändert? Davor gab es ein wenig Arbeit. Die Menschen atmeten nach Corona gerade ein bisschen durch, sprich: Der Tourismus lief langsam wieder an. Dann kamen der 7. Oktober und der Gaza-Krieg und alles ging rückwärts. Ein Riesenrückschritt ist das. Während es in Ramallah oder Hebron Industrie gibt, leben 90 Prozent der Menschen in Bethlehem vom Tourismus. Es gibt natürlich Arbeiter, die nach Israel pendeln, aber das geht ja momentan auch nicht[3]. Und deine Arbeit als Antiquitätenhändler hängt vom Tourismus ab? Zu 60 Prozent ja, der Rest sind einheimische Kunden. Wie konntest du die letzten eineinhalb Jahre überleben? Die Arbeit ist tot. Hamdullilah![4] Ich stehe auf eigenen Beinen und Gott sei Dank, auch wenn es keine Arbeit gibt, habe ich wenigstens keine Schulden. Ich kaufe manchmal Ware ein, die man in einem normalen Souvenirgeschäft nicht findet, also seltene Stücke. Ich habe auch Stammkunden, einheimische und welche aus dem Ausland. Gibt es Tage ohne Kundschaft? Ja. Aber was will man machen? Sage trotzdem „Hamdullilah!“ Gott gibt schon, Er schickt schon etwas. Dazu kommt, dass du dich über das Stück, das du verkaufst, ohnehin ärgerst. Denn das gibt es kein zweites Mal. Da sind wir, lachen und sind zufrieden. Was willst du mehr? Es wird dauern, bis der Tourismus wieder so wird, wie er einmal war, selbst wenn der Gaza-Krieg aufhört. Welche Hoffnung hast du? Dieser Krieg hat sich auf die Region ausgebreitet. Der Iran und Hizbollah sind quasi erledigt. Da bleibt der Yemen. Wenn der Iran sich den USA unterordnet, normalisiert sich alles. Im Iran gibt es vielleicht einen Putsch. Das iranische Volk will keinen Krieg. Welchen Krieg willst du gegen eine Großmacht wie die USA auch führen? Sie sind ein starkes Land. Niemand kann mit ihnen militärisch oder wirtschaftlich konkurrieren. Trump ist ein smarter, cleverer Politiker. Was muss hier passieren, damit es zum Dialog und am Ende zum Frieden kommt? Würde sich die Hamas mit der PLO zusammentun, würde sich die Lage beruhigen. Es würde eine gemeinsame Heimat-Behörde geben. Am 7. Oktober begann der Krieg. Haben wir etwas gewonnen? Sage es mir! Hat sich Israel auf die Grenzen von 1967 zurückgezogen, sprich: Aus dem Westjordanland und Ostjerusalem? Im Gegenteil. Es hat sich noch mehr Land genommen und sperrt uns ein. Und niemand pendelt zur Arbeit nach Israel! Wir hängen von Israel total ab. Unsere Arbeitsplätze sind in Israel, das ist die Realität. Die Hamas hat unser Volk zerstört. Gaza ist 2.000 Jahre zurückgeworfen worden. Was haben wir gewonnen? Tausende sind tot, 80 Prozent des Gazastreifens ist kaputt. Was willst du machen? Weiterhin Widerstand leisten? Wir haben nicht einmal ein Prozent durch diesen Krieg gewonnen! Alles für die Katz! Die Zerstörung, die Kinder, … schade drum. Warum das alles? Es war ein Fehler. Hast du Hoffnung auf Frieden zwischen Israel und Palästina? Früher oder später wird es Frieden geben. Nicht mit Netanyahu, aber mit einem anderen. Ja, es wird Frieden geben. Wenn du zurückblickst: Wann war deine Hoffnung auf Frieden am größten? Wir haben die erste Intifada 1987* erlebt, die Intifada der Steine. Sie machte der ganzen Welt Palästina bekannt. Dann brachte man Arafat hierher. Dann wurde Palästina Mitglied[5] der Vereinten Nationen. Und alles lief gut. Dann kam der 7. Oktober und der hat alles zunichtegemacht. In diesem Land wird es nie Frieden geben, höchstens eine Waffenruhe, eine Tayhdia[6]. Das israelische Volk kann nämlich nicht in Frieden leben. Warum denn nicht? So steht es in ihrer Torah. Der Friede ist nicht gut für den Staat Israel. Alle fünf, sechs Jahre muss es Krieg geben. Israel hat einen großen Plan. Vielleicht wollen sie sich einen Teil Jordaniens, des Libanons, Syriens oder des Iraks aneignen. Es ist ein kluges Volk, das nicht schläft. Wir dagegen wollen nur essen, trinken und schlafen. Das ist die Realität. Israel dagegen plant 100 bis 200 Jahre im Voraus. Wann hast du das erste Mal mit einem israelischen Juden gesprochen? Vor Corona, als der Tourismus boomte, kam einmal ein israelisch-jüdischer Reiseleiter zu mir. Er war schon ein wenig älter, ein feiner, ehrenwerter Mann, der fließend Arabisch spricht. „Oh, da verkauft einer Antiquitäten“, sagte er. Ich entgegnete: „Ahlan wa sahlan (arab. Willkommen!).“ Er: „Ich bin ein Freund von Kando.“ Das ist der Besitzer eines Souvenirgeschäfts. Ich: „Er ist syrisch-orthodox wie ich.“ Er schaute sich dann um und kaufte mir ein, zwei Stücke ab. Ich hatte ihm einen guten Preis gemacht. Das war in der Weihnachtszeit. Dann fragte er mich, wo er Taboon-Brot (Fladenbrot) kaufen könne, und ließ seine Sachen bei mir. Ich erklärte ihm den Weg. Er kaufte und kam zurück. Nach zwei, drei Wochen kam er nochmals, mit seiner Frau und kaufte zwei persische Teppiche. Wir sind professionell miteinander umgegangen. Da spielt weder Israel, noch Jude oder Araber eine Rolle. Wir haben Geschäfte gemacht, sachlich und fair. Habt ihr über Politik gesprochen? Nein, das mache ich nicht. Es ging nur ums Geschäft. Und das war das erste Gespräch mit einem Juden aus Israel? Nein. Ganz früher, als es keine Kontrollpunkte gab, fuhren wir zu jüdischen Händlern nach Tel Aviv und Jaffa. Aber jetzt ängstigt mich die Situation. Apropos Kontrollpunkte: Wann warst du das letzte Mal in Jerusalem? Vor circa zweieinhalb Jahren. Und am Mittelmeer? Vielleicht vor acht bis zehn Jahren. Da waren wir auch in Tiberias – zur Erholung. Selbst wenn man jetzt nach Israel fahren würde, hätte man keine Freude, könnte man es nicht genießen. Man ist angespannt, nervös. Die Lage ist nicht normal, nicht stabil. Lass uns zur Besatzung mit ihren vielen Facetten kommen. Worunter leidest du am meisten? Ich weiß nicht, wie ich von A nach B kommen soll – das bedeutet Leiden. Zum Beispiel, wenn ich zum Haus meines Schwagers nach Jericho möchte: Kontrollpunkt da, Kontrollpunkt dort, da warten, dort auch, dann gibt´s Stau, dann ein fliegender Kontrollpunkt*, das Ganze kann zweieinhalb bis drei Stunden[7] dauern – das ist leidvoll. Nach Ramallah ist es dasselbe und dauert vielleicht sogar vier, fünf Stunden. Bewegungsunfreiheit heißt Leiden. (Nun läuten die Glocken der benachbarten Marienkirche). Nun soll es eine Trennung geben: Straßen für Juden, Straßen für Araber[8]. So ist es geplant und daran wird schon gearbeitet. Das heißt also, dein Leben spielt sich nur in Bethlehem mit den zwei Vororten ab? So ist es. Wenn jemand keine Arbeit außerhalb Bethlehem hat, warum sollte er dann dorthin fahren? Man ist stundenlang unterwegs. Vor dem 7. Oktober war das besser. Inschallah wird es wieder so wie früher. Hilft dir dein Glaube, mit all dieser Mühsal klarzukommen? Angesichts des Leids braucht man einen langen Atem, um hier leben zu können. Und einen kühlen Kopf. Am besten bleibt man in seinem Ort, außer, man hat auswärts Arbeit. Die wirtschaftliche Lage im Westjordanland ist sehr schlecht. Die Leute haben so gut wie kein Einkommen. Es ist mindestens um 70 Prozent gesunken. Ich komme täglich hierher, öffne das Geschäft, mache mir eine gute Zeit mit den Nachbarn, wir trinken Kaffee. Gibt es eine Unterstützung durch die Palästinensische Autonomiebehörde PA? Nein, nein. Das gab es noch nie. Die PA braucht selber Hilfe. Würde sie keine finanzielle Unterstützung aus Europa und anderen Ländern erhalten, gäbe es sie schon längst nicht mehr. Hast du jemals an Auswanderung gedacht? Meine Heimat verlassen? Ich spreche nicht von Palästina, denn das existiert auf keiner Landkarte. Ich spreche von Bethlehem. Das Land ist einem lieb und teuer, Freunde und Verwandte auch. Ich dachte in der Tat schon einmal, auf Zypern ein Souvenirgeschäft zu eröffnen. Dann aber dachte ich: Vielleicht wird es hier doch besser! Lass uns noch warten! Und so bin ich immer noch hier. [Seine Schwester kommt kurz vorbei, er spricht mit ihr, dann kurz mit Nachbarn und Passanten] Hat die Nakba deine Familie getroffen? Wir sind ja von außen hierhergekommen. Wir sind keine Einheimischen. Aber 1948 waren mein Vater und andere Verwandte schon hier. Nein, für uns waren die Folgen nicht so schlimm. Aber 1967, Sechs-Tage-Krieg, da flohen Verwandte von Jerusalem hierher. In Palästinas Geschichte gab es 27 Besatzer. 27 Länder drangen hier ein und besetzten das Land. Römer, Mameluken, Kreuzfahrer, Osmanen und Briten, um nur einige zu nennen. Palästina kennt nur Probleme. Besatzung, Kriege und Unfreiheit. Ihr Palästinenser scheint einen ewigen Karfreitag zu durchleben. Hat Gott euch vergessen? [Sein Freund und Verwandter Sami kommt vorbei. Er lebt seit 27 Jahren in Schweden. Anlässlich des Osterfestes besucht er seine Mutter und Schwestern; Samis Bruder lebt in Peru. Bassim stellt mich vor und Sami eine Frage, die er gleich selbst beantwortet: „Wie ist die Lage hier? Kaputt, nicht wahr?“ Sami: „Alles geht hier rückwärts.“] Sind Freunde oder Verwandte von dir während des Krieges ausgewandert? Ja, viele. Nach Spanien, in die USA. [Sami ruft dazwischen: „Nach Peru und El Salvador.“] Welche Botschaft hast du an die Leser? Die Christen hier sind arm geworden, sie haben keine Einnahmen, da sie vom Tourismus leben. Bei manchen sind die Ersparnisse aufgebraucht. Etliche haben Kredite aufgenommen. Alles ist hier um 20 Jahre zurückgeworfen worden. Manche arbeiten seit zwei Jahren nicht. Vielleicht gibt es ja doch eine Waffenruhe für zwei, drei, vier Jahre und der Tourismus kommt zurück. Wenn du wieder kommst, ist es, inshallah, besser und alle lachen, anstatt traurig oder verärgert zu sein. (lacht) Inschallah wird es Frieden geben, alles wird gut und die Reisegruppen kommen wieder. 
 
 [1] Auch als Armenischer Genozid bekannt. Weniger bekannt ist, dass auch andere Christen, wie Assyrer (syr.-orth. Christen) niedergemetzelt wurden oder auf den Todesmärschen umkamen. [2] = syrisch-orthodoxe Christen [3] Im zweiten Quartal 2023 arbeiteten 160.000 Palästinenser in Israel oder in jüdischen Siedlungen des Westjordanlands. Ein Jahr später (2. Qu./2024) waren es nur noch 27.300; die meisten Arbeitsgenehmigungen hatte Israel für ungültig erklärt. Bis Ende Sept. 2024 stieg die Arbeitslosigkeit im Westjordanland auf über 30 Prozent. Siehe GISHA: Back to Work, The implications of the ban on access by Palestinian residents of the West Bank to work in Israel, 15.4.2025, siehe https://gisha.org/en/back-to-work/ [4] Arab. „Gott sei Dank“, bedeutet: Ich danke Gott trotz allem: dafür, dass ich am Leben bin; dass ich irgendwie über die Runden komme. [5] Seit 2012 Beobachterstatus ohne Mitgliedschaft [6] vorübergehende Einstellung von Feindseligkeiten, eine Art Beruhigung. [7] Ohne Hindernisse wäre man in weniger als einer Stunde in Jericho. [8] Das ist nichts Neues. Diese geplante neue „Souveranitäts-Straße“ bei Bethanien für Palästinenser erntet von Peace Now harsche Kritik, die Org. nennt sie „Apartheid-Straße“. Siehe The Cabinet Decided to Build the Road that will Close the Heart of the West Bank to Palestinians, 30.3.25, https://peacenow.org.il/en/sovereignty-road-cabinet-decision ------------------------------- Bethanien Spontan bin ich von Jerusalems Damaskustor nach Bethanien gefahren, auf Arabisch Al-Azzaryie – man könnte es mit „Lazarushausen“ übersetzen. Die Busfahrt, früher eine von wenigen Minuten, dauert seit dem Mauerbau deutlich länger. Man fährt ein Stück in Richtung Jericho, um dann bei der Siedlung Ma´ale Adummim den steilen Anstieg zu nehmen. Kaum hat man nach fast 45 Minuten Fahrt den Ortseingang erreicht, reiht sich Geschäft an Geschäft, Imbiss an Imbiss. Der Müll scheint hier noch schlimmer zu sein als anderswo. In der kleinen Oase um die römisch-katholische Lazaruskirche bin ich der einzige Besucher. Als ich nach zehn Minuten weiterziehe, erscheint ein zweiter Tourist: aus Afrika. Die meisten Geschäfte um das Lazarusgrab sind geschlossen. Schon vor dem Krieg wurde der Ort von Pilgergruppen wegen des durch den Mauerbau bedingten Umwegs selten angefahren. Nach kurzen Wortwechseln mit Einheimischen gehe ich die steile Straße bergan, hoffnungsvoll, einen Gesprächspartner in einem christlichen Wohnprojekt zu finden. Hinter einem Eisentor, das sich auf Knopfdruck öffnet, wird ein großer Parkplatz sichtbar, ebenso zwei mehrstöckige Wohnhäuser. Ein Mann geht über den Parkplatz, zwischen 40 und 50 Jahre alt, ich spreche ihn an. Er wäre gerne bereit zum Interview, müsse aber gleich sein Auto aus der Werkstatt abholen, worauf er mit der Familie einen Ausflug vorhabe. Während der nächsten etwa 60 Minuten geht er mehrmals an mir vorbei – jedes Mal wechseln wir ein paar Worte. Er wartet offenbar noch immer auf sein Fahrzeug. Als er wieder vorbeikommt, bitte ich ihn, mich mit jemandem ins Gespräch zu bringen. Er verweist mich an zwei Frauen, die mit Kindern auf dem Parkplatz spielen. Ich stelle mich vor, auf Arabisch, erkläre mein Anliegen und eine Frau und ich setzen uns neben eines der Autos. Ich stelle eine Frage: Da steht sie wortlos auf und geht. Zuerst dachte ich, sie will vielleicht eine Flasche Wasser holen. Aber sie kommt nicht zurück. Mein Fazit: Mein Arabisch macht mich verdächtig. Und mir fällt ein: 2005 oder 2006 wollte ich schon einmal in Bethanien Interviews zur Lage der etwa 50[1] christlichen Familien führen. Da stieß ich auf dieselbe Skepsis, das gleiche Misstrauen, ja förmlich Angst. Enttäuscht verlasse ich das Gelände, lasse das Lazarusgrab rechts liegen und biege hinter der Kirche nach rechts ab – in Richtung Mauer. Nach wenigen Hundert Metern sehe ich von einem höher gelegenen Hof Kinder in Richtung Hauptstraße strömen. Schule? Kinderheim? Vision School and Kindergarten / Vision Association for Culture and Arts: So steht es auf dem Schild, das Logo könnte eine Friedenstaube sein. Mir fällt die Statistik ein, der zufolge fast jede zweite NGO Palästinas von einem Christen geleitet wird. Ich betrete das Gebäude und treffe auf William, mit dem ich ein Kurzinterview führe. Er ist tatsächlich Christ. 
 
 [1] Das sagt mir meine Erinnerung. William Voskergian, 75, Bethanien, armenisch-orthodox William hat mit seiner Familie 2013 diese Schule (bis 4. Klasse) samt Kindergarten gegründet, um etwas für Land und Gesellschaft zu tun. Zwölf, muslimische, Mitarbeiter unterrichten und betreuen die Schüler, die ausnahmslos dem Islam angehören. William ist in Jerusalem geboren, wohnt in Bethanien und besitzt den Westjordanland-Ausweis. Er fühlt sich als palästinensischer Armenier. Seine Schwester lebt in Kanada. Wann warst du zuletzt in Jerusalem? Vorgestern, wegen der Karwoche. Ich habe einen Passierschein. Wie ist das Leben außerhalb der Mauer? Schwierig. Wir brauchen für Jerusalem einen Passierschein. Wir sind hier eingesperrt. Unter welchem Aspekt der Besatzung leidest du am meisten? Besatzung ist Besatzung und heißt: Leiden. Wir aber leben in der Hoffnung. Vor wenigen Tagen war Karfreitag. Für euch scheint er nicht zu enden. Wo ist Gott? Wo es Besatzung gibt, leidet man. Wann wird es hier Frieden geben? Ich weiß es nicht. Wir erhoffen ihn. Wenn du an die Vergangenheit denkst. Wann hattest du die größte Hoffnung, dass es zu einem Friedensabkommen kommen wird? Immer habe ich Hoffnung in mir. Immer halten wir an der Hoffnung fest, wir leben durch sie. Wenn christliche Gruppen ins Heiligen Land kommen – ist das eine Hilfe für dich? Wir haben hier nicht so was wie Christen oder Muslime, sondern nur die palästinensische Gesellschaft. Wir machen hier keine Trennung. Hast du jemals daran gedacht, hier wegzugehen und im Ausland zu leben? Nein, warum sollte ich? Hier sind unsere Wurzeln. Ich bin hier, weil ich Palästina liebe, einfach alles. Hast du jemals mit einem israelischen Juden gesprochen? Ja, vor langer Zeit. Manche spüren, dass hier etwas falsch läuft. Wann warst du das letzte Mal in Israel? In Tel Aviv vor etwa einem Jahr, in Tiberias vor drei oder vier Jahren. Hast du eine Botschaft für die Christen in Deutschland? Nein. Gestern meinte ein Landsmann von dir: Die Christen aus Europa sollten Palästina besuchen und mit eigenen Augen alles sehen. Nicht nur die Christen, die ganze Welt! Aber sie können ja alles via Internet sehen und erfahren. ------------------------------------ 
- Bonus-Material II: Verlautbarungen kirchl. Organisationen/Institutionen
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(…) Der Aufruf endet mit: Your Kingdom come! 
- Rezension: Der 7. Oktober und der Krieg in Gaza (Muriel Asseburg, bei C.H.Beck)
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Rezension: Muriel Asseburg: Der 7. Oktober und der Krieg in Gaza. Hintergrund. Eskalation. Folgen, C.H. Beck, 2025 Auf knapp 200 Seiten schildert die deutsche Nahostexpertin Muriel Asseburg in sechs Kapiteln den 7. Oktober und den bis heute andauernden Krieg und dessen geopolitische Dimension; am Ende wagt sie einen „Ausblick“. Sie, die bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin tätig ist, hat in das mit Fotos, Landkarten und Hunderten von Endnoten versehene Buch wertvolle Info-Kästen eingebaut: zum Gazastreifen oder zum Nahostkonflikt und seinen vier Dimensionen: - Territorial
- Ethno-national
- Religiös
- Regional
 Sehr wertvoll ist die äußerst detaillierte Zeitleiste, die die letzten eineinhalb Jahre auf sieben Seiten abbildet. Ein Gewinn sind zudem die vielen zitierten Umfragen – seien sie aus Israel, Palästina, Europa oder der arabischen Welt. Ein Beispiel dafür: die Bewertung des 7. Oktober in 15 arabischen Ländern und dem Westjordanland durch das Doha-Institut. 23 Hinweise zum Weiterlesen helfen Interessierten, diese oder jene Facette des Konflikts, des Massakers oder des Kriegs zu vertiefen. Auffallend ist, dass darunter nur ein palästinensischer Autor ist. Existieren tatsächlich keine anderen Stimmen? Asseburg schreibt (wie es auch UNO-Generalsekretär Guterres formulierte), die Angriffe des 7. Oktober seien nicht im luftleeren Raum geschehen. Sie versäumt es jedoch, diesen Raum mit Inhalt zu füllen, sprich: die Krake der israelischen Besatzung herauszuarbeiten, die mit ihren x-Tentakeln den Alltag von mittlerweile drei Millionen Palästinensern seit 1967 erschwert oder unmöglich macht wie etwa Landenteignung, Administrativhaft und Folter, Verweigerung von Baugenehmigungen und in der Folge Hausabriss, fast 900 Kontrollpunkte und Straßensperren im Westjordanland oder das Nichtbearbeiten von Anträgen auf Familienzusammenführung. Asseburg geht auf viele Aspekte des 7. Oktober ein, kaum aber auf das 18-seitige, englisch verfasste und im Internet leicht auffindbare Dokument der Hamas Unser Narrativ – Operation Al-Aksa-Flut. Eine zweite Auflage sollte das berücksichtigen. Befremdlich ist, dass im Personenregister Olaf Scholz und Ursula von der Leyen auftauchen, nicht aber die UNO-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese. Fazit: Trotz mancher Lücken und Oberflächlichkeit kann ich Asseburgs Buch empfehlen. Es ist eine lesenswerte Ergänzung zu meinem, sehr an den Menschen orientierten Buch Kein Land in Sicht? PapyRossa Köln, 2024. Eine ähnliche Rezension enthält mein monatlicher Podcast Jeru-Salam vom 22.3.25 
- „Der Konflikt muss von der Wurzel her gelöst werden“
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Am 7. Oktober 2023 töteten palästinensische Hamas-Terroristen bei einem Überfall 1.200 Menschen und verschleppten 250 als Geiseln in den Gazastreifen. Israel antwortete mit einem Krieg, der bis heute andauert. In dem wurden bislang über 40.000 Palästinenser getötet. Und über 20.000 Kinder gelten als vermisst. Interview mit Johannes Zang (veröffentl. am 9.9.24) ÖkologiePolitik: Herr Zang, im Jahr 2021 schrieben Sie: „Deutschland bezeichnet sich als Freund Israels. Lässt man seinen Freund betrunken Auto fahren oder in den Abgrund rennen? Deutschland muss Israel vor sich selber schützen! Es ist eine Minute vor zwölf.“ Zeichnete sich der im Oktober 2023 ausgebrochene Gazakrieg damals schon ab? weiterlesen auf ÖkologiePolitik unter https://www.oekologiepolitik.de/2024/09/09/der-konflikt-muss-von-der-wurzel-her-geloest-werden/ 
- Jenseits der Menschenrechte
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Vorabdruck. Dimensionen eines entgrenzten Krieges. Israels Feldzug gegen die HamasVon Johannes Zang In diesen Tagen erscheint im Kölner Papy-Rossa-Verlag von Johannes Zang das Buch »Kein Land in Sicht? Gaza zwischen Besatzung, Blockade und Krieg«. Wir veröffentlichen daraus redaktionell leicht gekürzt und mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag das Nachwort.(jW) Als ich 2006 den Direktor des palästinensischen Menschenrechtszentrums PCHR, Raji Sourani (selbst schon Häftling und Folteropfer in Israel), zur israelischen Militäroperation »Sommerregen« in Gaza-Stadt befragte ... WEITERLESEN auf junge Welt, 15.7.2024, S. 12 https://www.jungewelt.de/artikel/479434.israel-pal%C3%A4stina-jenseits-der-menschenrechte.html?sstr=Zang 
- “Man schützt Israel, indem man Gaza befriedet”
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Interview mit einem Palästinenser und einem IsraeliDer Israeli Rotem Levin und der Palästinenser Osama Iliwat setzen sich in einer NGO für die friedliche Koexistenz beider Völker ein. Sie sind überzeugt, dass nur Gewaltlosigkeit Frieden bringen kann. Niemand ist frei und sicher, solange der andere nicht frei und sicher ist. „Traumatisierte Menschen brauchen keine Waffen“, sagt Levin, gerichtet an den Westen. erschienen auf ethik-heute.org am 18.12.23 weiterlesen unter: https://ethik-heute.org/man-schuetzt-israel-indem-man-gaza-befriedet/ 
- »Kritik an Israels Politik ist kein Antisemitismus«
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Israelis und Palästinenser zusammen aktiv für Dialog und Versöhnung. Ein Gespräch mit Rotem Levin und Osama Eliwat Interview: Johannes Zang siehe: 
- „Uns hält man nicht auf. Keiner kann uns stoppen.“
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Zustand und Aufbruch der israelischen Friedensbewegungvon Johannes Zang Nach über zwanzig Jahren effektivem Stillstand und massiven Hindernissen durch rechtskonservative Regierungen steht die Frage zu beantworten: Wie steht die Friedensbewegung in Israel 2023 da? Doch um diese Bewegung und ihre Ziele, Hoffnungen und Scheitern besser in Kontext zu setzen und auch um zu verstehen, weshalb die heutige Friedensbewegung in Israel derart geschwächt dasteht, bedarf es einer kurzen Geschichte der Friedensbewegung. WEITERLESEN unter https://wissenschaft-und-frieden.de/allgemein/zang-zustand-der-israelischen-friedensbewegung/ 
- Erschwerte Friedensarbeit
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Israel: Regierung unterbindet Versöhnungspädagogik an Schulen. »Elternkreis« will dennoch weitermachen 9.9.2023 »Steht dem Parents Circle bei! Israelische Schüler haben das Recht auf Friedenserziehung« So heißt eine kürzlich lancierte Petition der New Yorker Nichtregierungsorganisation Partners for Progressive Israel. Sie unterstützt den Parents Circle (Elternkreis) in Israel/Palästina, eine Gruppe von etwa 700 Israelis und Palästinensern, die alle im Nahostkonflikt Angehörige verloren haben. Seit 20 Jahren haben jeweils zwei von ihnen – ein Israeli und ein Palästinenser – Oberstufenschülern ihre Leidensgeschichte und ihren Weg in die Versöhnungsarbeit geschildert. 261mal sprachen sie im vergangenen Jahr in israelischen Schulen (Palästina: 20mal). Damit ist es vorerst vorbei – auf israelischer Seite. Weiterlesen unter: https://www.jungewelt.de/artikel/458634.nahostkonflikt-erschwerte-friedensarbeit.html?sstr=Avnery 
- Israelische Reservisten boykottieren ihren Dienst (26.4.23)
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Kampf für die Demokratie in IsraelDie israelische Armee soll den Staat Israel schützen und ist bekannt für ihr brachiales Vorgehen in den besetzten Gebieten. Doch in der Armee regen sich auch Stimmen, die für Demokratie und Menschenrechte einstehen. So boykottierten Reservisten im Frühjahr 2023 den Dienst, um gegen die Justizreform zu protestieren. „Die wirkungsvollste Maßnahme, die ich ergreifen kann, ist mitzuprotestieren, anstatt mich zu meiner Fliegerstaffel aufzumachen“, sagte ein Israeli Mitte März 2023 gegenüber den Medien. Er war einer von über 250 Reservisten der Luftwaffe, die ankündigten, bei Übungen nicht zu erscheinen. Tage zuvor hatten bereits 650 Reservisten aus Aufklärungs- und Geheimdiensteinheiten dem Verteidigungsminister und dem Oberbefehlshaber ihren Dienstboykott angesichts der geplanten Justizreform der Ende 2022 gewählten rechts-religiösen Regierung erklärt. Circa 50.000 Gleichgesinnte sollen außerdem in WhatsApp-Gruppen wie “Brothers in Arms” oder “Sisters in Arms” organisiert sein. weiter unter: https://ethik-heute.org/israelische-reservisten-boykottieren-ihren-dienst/ 
- Palästinensern Hoffnung und Sicherheit geben: 20 Jahre EAPPI in Israel u. Palästina
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Noch nie fühlten sich die Palästinenser unsicherer als heute, die israelische Politik wird immer rigider. Der Ökumenische Rat der Kirchen schickt im Rahmen seines Projekts “EAPPI” Friedensaktivisten ins Westjordanland, um die Palästinenser auf täglichen Wegen zu begleiten. Ein Bericht von Johannes Zang.Besetztes West-Jordanland: Israels Militärbesatzung wird im Juni 56 Jahre alt. Zwei, wenn nicht drei Generationen von mittlerweile fünf Millionen Palästinensern kennen nichts als Unfreiheit und Abhängigkeit in fast allen Belangen von der Besatzungsmacht Israel. Ob Bewegungsfreiheit von Palästina nach Israel oder selbst innerhalb des palästinensischen West-Jordanlandes, Export oder Import, ob Familienzusammenführung eines Palästinensers mit seiner ausländischen Ehefrau oder Baugenehmigungen – alles bedarf israelischer Zustimmung. Und die wird meist verweigert. Dazu erleben Palästinenser fast jede Nacht Razzien, auch mit Toten, Verletzten, Verhafteten – zunehmend sind auch Kinder und Jugendliche betroffen. Israelische Soldaten und Grenzpolizisten töteten in 2022 im West-Jordanland und in Ost-Jerusalem 146 Palästinenser, 34 Kinder und Jugendliche – die höchste Zahl seit 2004 – so lauten die Angaben der Menschenrechtsorganisation B´Tselem; palästinensische Quellen nennen noch höhere Zahlen. Zehn Israelis, mehrheitlich Zivilisten, wurden laut B´Tselem von Palästinensern im West-Jordanland 2022 getötet. Den seit 1882 gärenden Konflikt wird wohl die Anfang 2023 gewählte ultra-nationalistische, ultraorthodox-religiöse, siedlerfreundliche Regierung weiter anheizen und befeuern. Noch nie fühlten sich Palästinenser so unsicher2022 nahm auch die Gewalt seitens jüdischer Siedler im West-Jordanland zu. Die UN-Agentur OCHA verzeichnete fast eine Verdopplung der Angriffe von Siedlern auf 849 im Vergleich zum Vorfahr. Mal hindern radikale Siedler palästinensische Bauern bei der Olivenernte, stehlen die Früchte oder verprügeln die Pflücker, mal vergiften sie Brunnen oder Schafe. Traktoren, Geräte und Werkzeuge wurden wiederholt beschädigt oder gestohlen, Häuser beschmiert oder in Brand gesetzt.  EAPPI-Einsatz in Hebron: Stadtführung für Pilger. Foto: Zang Noch nie haben sich Palästinenser so unsicher gefühlt wie heute – gerade Kinder, die auf dem Schulweg an jüdischen Siedlungen vorbeigehen müssen. Versuche, Hilfe vom israelischen Militär zu erhalten, sind nicht nur fehlgeschlagen, sondern „in vielen Fällen ist es sogar die Armee selbst, die schikaniert, drangsaliert und Unsicherheit für Schüler und Lehrer erzeugt,“ beklagt Marianne Ejdersten vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Vor genau 20 Jahren startete der ÖRK die Initiative EAPPI – und zwar aufgrund eines Appells Jerusalemer Kirchenoberhäupter. Die Idee ist, dass ausländische, ehrenamtliche Friedensaktivisten – genannt EAs – Palästinenser begleiten, z.B. auf dem Schulweg oder bei der Ernte. Weiterlesen unter https://ethik-heute.org/palaestinensern-hoffnung-und-sicherheit-geben/ erschienen am 31.1.2023 auf Netzwerk Ethik Heute, Online-Magazin für Ethik und Achtsamkeit 
- Verhindern, dass weitere Menschen sterben
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Die Versöhnungskreise vom Parents CircleDen Schmerz als Verbündeten sehen, darauf beruht die Arbeit des Parents Circle in Israel. Eltern – Palestinenser und Israelis -, die Kinder durch Gewalt verloren haben, treffen sich, um ihre leidvollen Erfahrungen zu teilen und einander zuzuhören. Mit ihrem Engagement tragen sie bei zu einem Leben ohne Gewalt. Johannes Zang stellt das Friedens- und Versöhnungsprojekt vor. „Dieser arabische Terrorist zu meiner Rechten, Bassam `Aramin, ist mein teuerster, liebster Bruder.” So augenzwinkernd-lächelnd pflegt Rami Elhanan ... Weiterlesen unter: https://ethik-heute.org/verhindern-dass-weitere-menschen-sterben/ 
- Siedeln auf besetztem Land
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Religiöse Berufung, die Unterdrückung und Gewalt befördert. Kolonisierung zerstört Lebensgrundlage für Palästinenser im Westjordanland August 2022, Via Dolorosa, muslimisches Viertel, Altstadt Jerusalem. Die 20köpfige Reisegruppe aus Unterfranken ist irritiert. Gerade hat sie sich bei Pizza Basti auf der Terrasse niedergelassen, nun bittet der palästinensische Wirt trotz besten Wetters hinein. So ohne weiteres will sie ihre Topplätze jedoch nicht räumen. Nach einem Vieraugengespräch zwischen Besitzer und Reiseleiter erklärt letzterer, dass gleich der monatliche Umzug von Siedlern vorbeiziehen werde. Ratsam sei es da, sich nach drinnen zu verziehen, die Gruppe reagiert verständnisvoll. Der Wirt schließt die Metallverschläge und die sonst immer offene Restauranttür. IN: Junge Welt, 19.11.2022, WEITERLESEN unter https://www.jungewelt.de/artikel/439108.pal%C3%A4stina-siedeln-auf-besetztem-land.html 
- 712 Kilometer lang und fast dreimal so hoch wie die Berliner Mauer
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Vor 20 Jahren: Baubeginn der israelischen Barriere mit den vielen NamenBei Jenin, besetztes palästinensisches West-Jordanland. Hiam Ghanemah würde gerne wie einst ihr Großvater Weizen, Gerste und die Hülsenfrucht Alfalfa anbauen. „Aber wir bauen kein Gemüse mehr an – wegen der Barriere und all den Vorschriften des (israelischen) Militärs“, erklärt die junge Palästinenserin. Denn das geerbte Stück Land von 25 Dunam (ca. 2,5 Hektar) liegt westlich der Barriere, die für Palästinenser und viele im israelischen Friedenslager ein Landraub- oder Apartheidwall ist und für John Dugard, UN-Sonderbeauftragter für Menschenrechte, die „Annektierungsmauer.“ 2016 besaß Ghanemah eine Zweijahres-Genehmigung („Permit“), die es ihr erlaubte, ihr Land durch eines der 84 landwirtschaftlichen Tore zu erreichen. Plötzlich erhielt sie das Permit nur noch zur Olivenernte. Weiterlesen unter Pressenza - International Press Agency, 25.7.22: 
- Für die Menschen in Jesu Heimat
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Mehrere Millionen Euro erbrachte die jährliche weltweite Heiliglandkollekte, bevor der Erlös durch Corona drastisch zurückging. Die Christen in der Heimat Jesu brauchen das Geld aber dringend. Nun, nach dem Abflauen der Pandemie, hoffen sie wieder auf reichlichere Unterstützung. Gerade einmal zwei Prozent der Menschen in Israel bekennen sich zum Christentum. In den palästinensischen Gebieten ist der Anteil noch geringer. Weiterlesen unter: https://www.bildpost.de/Im-Blickpunkt/Fuer-die-Menschen-in-Jesu-Heimat-Dienstag-05.-April-2022-16-11-00?k=__Corona__Heiliges%20Land__Spenden 
- Die 39 Verbote des Schabbat
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Da saßen sie: die religiösen Familien – schwitzend und leidend. Sie hatten vergessen, vor Sabbatbeginn die Klimaanlage im Speisesaal einzuschalten. Nun war das verboten. Einer schlug vor, den deutschen Freiwilligen Jochanan zu holen. Der, als „Goi“ (Nichtjude), dürfte doch den Schalter betätigen. Gesagt getan. Alle atmeten auf in Ma’ale Efraim, einer jüdischen Schule mit Gästehaus, und sahen dem restlichen Sommertag erleichtert entgegen. Das erzählt Jochanan unserer Zeitung. Weiterlesen unter: aus: Neue Bildpost, 20.1.2022 
- Israelische-organisation-save-a-childs-heart-besteht-seit-25-jahren
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Eine israelische Organisation hat sich der Rettung herzkranker Kinder verschrieben. Ihre Mitarbeiter operieren auch kleine Patienten aus Ländern, die keine Beziehung zu Israel haben. In diesem Jahr feiert sie ihr 25-jähriges Bestehen.„Ihr gabt mir Hoffnung, ihr habt mein Kind gerettet und mich dazu.“ Mit diesen Worten dankte die Mutter des herzkranken Hussan aus Usbekistan dem israelischen Team von Save A Child's Heart (SACH). Seit genau 25 Jahren schenken israelische Kardiologen und Krankenschwestern Lebenszeit, Hoffnung und Freude – weltweit. Der englische Name bedeutet: „Rettet das Herz eines Kindes.“ weiterlesen unter: Israelnetz, siehe https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/gesellschaft/2021/10/26/israelische-organisation-save-a-childs-heart-besteht-seit-25-jahren/ 
- Das jüdische Schmitta-Jahr hat begonnen Ruhen sollst du alle sieben Jahre: Das jüdische Schmitta-Jahr hat begonnen.
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Alle sieben Jahre könnte die Landwirtschaft ein zartes Band zwischen den Konfliktparteien knüpfen – zwischen israelischen Juden und Palästinensern der besetzten Gebiete. Grund: das Gebot des Brach- oder Schmitta-Jahres. Das Buch Exodus gebietet: „Sechs Jahre kannst du in deinem Land säen und die Ernte einbringen; im siebten sollst du es brach liegen lassen und nicht bestellen. Die Armen in deinem Volk sollen davon essen, den Rest mögen die Tiere des Feldes fressen. Das Gleiche sollst du mit deinem Weinberg und deinen Ölbäumen tun.” Auch in den Büchern Levitikus und Deuternomium steht diese Mitzva (hebr. Gebot). weiter auf https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/aus-aller-welt/schwieriger-verzicht-art-221234 
- Überblick in der Verwirrung: Neuer Führer zur Grabes- und Auferstehungskirche erschienen
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Liebe auf den ersten Blick ist es fast nie. Die Grabes- und Auferstehungskirche in Jerusalem ruft in Pilgern Vieles wach – Zuneigung, Bewunderung oder Ergriffensein jedoch eher selten. Verwirrung oder Enttäuschung empfinden dagegen viele nach dem ersten Besuch des Gotteshauses, das die orthodoxen Christen Anastasis – Auferstehung – nennen. Dieser Eindruck ist mehreren Gründen geschuldet:der verwirrenden Architektur und vergeblichen Suche nach einem Bauplan; dem mitunter rücichtslosen Verhalten der diensthabenden Kleriker, dem leider ebenso respektlosen Gebaren mancher Touristen, die nur ihr Foto im Sinn haben und dem mitunter auch für Besucher spürbaren Misstrauen zwischen den fünf christlichen Denominationen, die Besitz- und Gottesdienstrechte in der Kirche haben. Der sechsten, der äthiopisch-orthodoxen Kirche ist ja nur das Kloster auf dem Dach mit zwei angrenzenden Kapellen geblieben. (...) zum Weiterlesen siehe: KNA_OKI-2020-09-01.pdf erschienen in: KNA, Ökumenische Information, Nachrichten und Hintergründe aus der Christlichen Ökumene und dem Dialog der Religionen, 1.9.2020 
- Ein Ort nah am Himmel
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Das Jordanische Königshaus sucht Investoren für die traditionelle Taufstelle Jesu. Geplant ist der größte Kirchenkomplex des Nahen Ostens - in einem islamisch geprägten Land. Weiterlesen: 32_06.08.2020_DT.pdf erschienen in: Die Tagespost, 6.8.2020 
- EXKLUSIV-Interview: Beistand für Ausgegrenzte
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Israelische Aktivistin Jessica Montell: Palästinenser sollen gleiche Rechte erhalten JERUSALEM – Ob Jude, Muslim oder Christ: Der Staat Israel müsse jeden gleich und respektvoll behandeln, fordert Jessica Montell. Die 51-jährige Jüdin wurde in den USA geboren und wanderte 1991 nach Israel aus. Dort arbeitet sie als Menschenrechtsaktivistin. Seit zwei Jahren ist sie Geschäftsführerin von HaMoked. Die Organisation, die vom Hilfswerk Misereor unterstützt wird, bietet Palästinensern, die mit israelischen Behörden in Konflikt kommen, kostenlosen Rechtsbeistand. Im Interview spricht Montell über ihre Arbeit und ihre Überzeugungen. zum Weiterlesen: https://www.bildpost.de/Im-Blickpunkt/Beistand-fuer-Ausgegrenzte-Montag-02.-Maerz-2020-08-19-00 erschienen in: Neue Bildpost, Nr. 9, 29.2./1.3.2020 
- Bethlehems Kinderkrippe: Ein Hoffnungslicht für die Schwächsten --- Dez. 2019
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Ob gesund, behindert oder krank - in der "Crѐche" in Bethlehem finden Kinder einen Platz, die von niemandem sonst gewollt sind. Die Vinzentinerinnen und Mitarbeiter der Einrichtung leisten Erstaunliches - trotz der vielen Hürden durch die Regierung. Von Johannes Zang | Bethlehem/West-Jordanland - 26.12.2019 Vorbei an Büschen und Blumen erreichen Übernachtungsgäste von "St. Vincent" in drei Minuten das im landestypischen weißen "Jerusalem-Stein" erbaute Gebäude. Beim Öffnen der Tür ertönen helle Kinderstimmen, ein Gemisch aus schrillem Quieken, Wortfetzen und Weinen. Beim Anblick der Besucher jubeln einige Kinder, manche strecken spontan die Hände in die Höhe, als wollten sie sagen: Nimm' mich hoch, trage mich! Auf den bunten Wänden finden sich Tierabbildungen und Szenen aus dem Kleinen Prinzen von Saint-Exupery. Auf dem gefliesten Boden laden Puppen, Bälle und Tretautos zum Spielen ein, auf einem Teppich liegen Teddybären und Kuscheltiere. Eine Statue zeigt Maria, die sich zu einem Kind hinunterbeugt. Sie verdeutlicht den Auftrag des Hauses: sich den Kleinen zuzuwenden. Weiterlesen unter: https://www.katholisch.de/artikel/24030-bethlehems-kinderkrippe-ein-hoffnungslicht-fuer-die-schwaechsten 
- Bibi gegen Benny: Israel wählt neues Parlament
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Wären israelische Parteien Karten, dann gliche die Parteienlandschaft einem Spiel, dem vor jeder Wahl neue Karten hinzugefügt, alte entnommen oder manche mit anderen zu neuen zusammengesetzt werden. 
 Benjamin "Benny" Gantz, bis 2015 Generalstabschef der Armee, ist erst seit Dezember 2018 in der Politik. Seine neue Partei Chossen le Israel (Stärke für Israel) schloss ...LESEN SIE WEITER UNTER: Meine Kirchenzeitung, 12.9.19 https://www.meine-kirchenzeitung.de/c-eine-welt/bibi-gegen-benny_a15070 
- Jenseits des Jordans: Die Tagespost vom 24. April 2019
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Bitte bussen Sie ein!“, ruft Khaled. Bereits am zweiten Reisetag hat der jordanische Reiseleiter die Herzen der deutschen Pilger erobert – auch wegen seines Humors und der Wortschöpfungen, die manchen auch nach dem zehnten Mal noch schmunzeln lassen. Einige knipsen ein letztes Mal den so genannten jordanischen Grand Canyon, andere genießen schweigend die grandiose Aussicht, wieder andere betrachten das, was die Wüstensöhne vom „Bedouin Lidl“ feilbieten: darunter Teppiche und Wandbehänge. Nun bewegt sich die 30-köpfige Gruppe aus dem Raum Passau von diesem Parkplatz-Einkaufs-Aussichtspunkt zum Bus. Khaled muss die Uhr im Auge behalten: Vor dem Bezug des nächsten Hotels in Wadi Mousa, dem Städtchen neben der UNESCO-Welterbestätte Petra stehen noch vier bis fünf Stunden Busfahrt über die uralte Königs- und später die autobahnähnliche Wüstenstraße. Weiterlesen unter: https://www.die-tagespost.de/aus-aller-welt/reise/Jenseits-des-Jordan;art311,197583
- 16.4.2019: "Alle großen kirchlichen Ereignisse haben Ansätze von Volksfestcharakter"
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Die Karwoche und Ostern im Heiligen Land Wolfgang Schmidt ist Propst an der evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem. Im Interview erzählt er von den Feierlichkeiten vor Ort in der Karwoche und an Ostern - und von den Problemen der Christen. 16.04.2019 
- 1.4.2018: Mitteldeutsche Kirchenzeitungen
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Keiner feiert Ostern spektakulärer Parade der Armenier - am Lichtsamstag In Jerusalem ist in diesen Tagen einiges los. Die israelische Polizei ist mit Sondereinheiten im Einsatz. Orthodoxe Christen begehen das Osterfest in ganz besonderer Weise. Die Gläubigen schubsen und stoßen, wollen möglichst nah ans Heilige Grab. Manche stehen seit dem frühen Morgen hier, nicht wenige haben in der Kirche auf Hockern oder in Schlafsäcken übernachtet. Seit Stunden intonieren einheimische Christen unter Trommelbegleitung Choräle. Nun bahnen sich Vertreter der Behörden dank Ellenbogengewalt einen Weg durch die Menge. Sie repräsentieren die römische Besatzungsmacht zur Zeit Jesu. So wie diese gemäß der Heiligen Schrift das Grab Jesu verschloss, verfahren nun die Gesandten des israelischen Staates. Mittels Wachs versiegeln sie das Grab, nachdem sie in diesem nach versteckten Anzündern wie etwa Streichhölzern gesucht haben. Betrug soll ausgeschlossen werden. Weiterlesen unter: 
- Deutscher Autor Zang im "Kathpress"-Interview
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Deutscher Autor Zang im "Kathpress"-Interview: Israel schießt sich mit diskriminierender Politik "klassisches Eigentor" - Aufruf an den Westen, Christen im Heiligen Land verstärkt zu unterstützen Wien-Jerusalem, 29.06.2017 (KAP) Wenn die politische und gesellschaftliche Entwicklung in Israel und Palästina in ihrer derzeitigen Form anhält, dann könnte die einheimische palästinensische Christenheit bis 2040 so gut wie ausgestorben sein. Diese Sicht vertritt zumindest der deutsche Nahost-Experte und Autor Johannes Zang. Er erlebe bei den Christen vor Ort immer mehr Resignation, Mut- und Perspektivenlosigkeit, so Zang im "Kathpress"-Interview. Immer mehr würden in der Auswanderung die einzige Perspektive für ein Leben in Würde sehen. Der Hauptgrund sei die politische Situation, gefolgt von der hohen Arbeitslosigkeit und dem zunehmenden islamistischen Fundamentalismus unter der muslimischen Mehrheit Palästinas. Zang äußerte sich gegenüber "Kathpress" anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches "Begegnung mit Christen im Heiligen Land". Er untermauerte seine Prognose auch mit Zahlen. So seien in den vergangenen Jahren in den palästinensischen Gebieten 61 Prozent der armenisch-orthodoxen Gläubigen, 50 Prozent der syrisch-orthodoxen, 32 Prozent der griechisch-orthodoxen, 28 Prozent der römisch-katholischen, 15 Prozent der griechisch-katholischen und 8 Prozent der protestantischen Gläubigen auswanderten. Dramatisch sei beispielsweise auch die Situation in Bethlehem, wo einst die Mehrheit der Bevölkerung christlich war. Inzwischen seien es höchstens noch 20 Prozent. Die Mehrheit der weltweit auf ca. 500.000 geschätzten palästinensischen Christen lebt längst in Europa, Nord- und Südamerika sowie in den Golfstaaten. Nur etwa 170.000 arabischsprachige Christen leben noch in ihrer angestammten Heimat; 120.000 in Israel, 50.000 im Westjordanland samt Ost-Jerusalem und ca. 1.000 im Gaza-Streifen. Auch die arabischen Christen in Israel hätten mit Diskriminierung, Hürden und Schwierigkeiten zu kämpfen, so Zang. So würden sie bei der Vergabe von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen oder der Kreditvergabe benachteiligt, selbiges gelte für den Wohnungsmarkt. Familienzusammenführungen mit Angehörigen aus dem Westjordanland oder Gaza seien unmöglich. Dazu komme, dass auch in Israel, vor allem im Großraum Jerusalem, der jüdische Fundamentalismus bzw. Extremismus gegen Christen zunehme. Es sei ihm überhaupt nicht klar, so Zang, "weshalb Israel nicht bewusst ist, dass es sich mit dieser Politik ein klassisches Eigentor schießt", denn die Christen seien in der Regel gut ausgebildet und friedliebend. "Also genau diese Leute bräuchte man für einen demokratischen palästinensischen Staat", so Zang. Freilich musste der Nahost-Experte zugleich einräumen, dass ein solcher Palästinenserstaat immer unwahrscheinlicher werde. Das Westjordanland sei durch die jüdischen Siedlungen, weitere Außenposten und militärische Sperrgebiete bereits so klein bzw. zerstückelt, dass das unter palästinensischer Hoheit stehende Gebiet einfach nicht lebensfähig wäre. Zang sprach von einem "vollkommen durchlöcherten Schweizer Käse". Viele seiner christlichen Gesprächspartner in Palästina und Israel seien vom Westen, der Politik wie der Kirche, enttäuscht, berichtete der Nahost-Experte. "Wir haben genug von all den Lippenbekenntnissen", sei eine oft gehörte Bemerkung. Der Westen müsse viel mehr Druck ausüben, um Israel zu einem Umdenken zu bewegen. "Combatants for Peace" Man dürfe allerdings die Hoffnung nicht aufgeben, so Zang weiter gegenüber "Kathpress". Er verwies als positives Beispiel auf die Bewegung "Combatants for Peace", in der sich Israelis und Palästinenser gemeinsam in gewaltloser Form für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts einsetzen. Viele Mitglieder sind ehemalige Soldaten der israelischen Streitkräfte bzw. palästinensischer Milizen. Und er treffe auch immer wieder auf palästinensische Christen, die sich trotz aller Schwierigkeiten nicht unterkriegen ließen. Zang will mit seinem neuen Buch den Christen im Heiligen Land eine Stimme geben. Er informiert über die vielen teilweise wenig bekannten Kirchen und christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land (ca. 50) und gibt zudem einen schonungslosen Einblick in die Geschichte und aktuelle Situation der Christen vor Ort. Er ermutigt dazu, die verbliebenen Christen zu besuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, gemeinsam Gottesdienst zu feiern und sich auch über ihre vielen Sozial- und Bildungsinitiativen zu informieren. Dazu gibt es eine riesige Fülle von (Insider-)Tipps, Adressen und Kontaktpersonen. Das Buch bleibt freilich nicht nur auf die Christen beschränkt, auch Begegnungsmöglichkeiten mit Drusen, Juden und Muslimen werden eröffnet. Nur so kann laut Zang auch die interreligiöse Realität des Heiligen Landes entsprechend abgebildet werden. Auf die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen angesprochen, meinte Zang im "Kathpress"-Interview, dass die täglich gelebte Ökumene gut funktioniere. Es gebe so gut wie keine christliche Familie, die nicht aufgrund von Heiraten aus Angehörigen unterschiedlicher Konfessionen besteht. Auch auf offizieller Ebene sei das Verhältnis in den vergangenen Jahren besser geworden, so Zang unter Berufung auf Kircheninsider. (Johannes Zang: Begegnung mit Christen im Heiligen Land. Ihre Geschichte und ihr Alltag. Echter-Verlag 2017) 
- erschienen im Schneller-Magazin, 4 / 2016
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Zang rezensiert regelmäßig Bücher für kirchliche Magazine Unbequeme Fragen Es passiert nicht viel in Amos Oz ́ Judas. Der seit Jahren als Kandidat für den Literaturnobelpreis genannte Israeli lässt in 51 Kapiteln ein halbes Dutzend jüdischer Israelis auftreten, sinnieren, diskutieren, und streiten: Schmuel Asch (und in Briefen: seine Familie), Atalja Abrabanel, Gershom Wald, Professor Gustav Jom-Tow Eisenschloss, Schealtiel Abrabanel und Sara de Toledo. Ihre Gespräche kreisen um Politik, aber auch um eigene Lebenswunden, ein Geheimnis oder eine persönliche Last. Weiterlesen unter: ems-online.org/fileadmin/user_upload/Medien/Zeitschriften/Schneller_Magazin 
- Dieser Apfel war vergiftet
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Der Soziologe Moshe Zuckermann über Sicherheit als ideologischen Fetisch, Pragmatismus im Umgang mit der Hamas und die verlorene Friedensfähigkeit Israels. Der Freitag, 2. April 2009 Der Freitag: Wie sollte der künftige israelische Premier Benjamin Netanyahu mit der Hamas umgehen? Moshe Zuckermann: Die Antwort darauf hat leider mehr mit Wunschdenken als mit realistischer Erwartung zu tun: Man sollte mit den führenden Politikern von Hamas pragmatisch umgehen. Das heißt, man sollte mit ihnen verhandeln, wo es nötig wird, denn man kann diese Organisation als Faktor im gesamtpalästinensischen Politgebilde schlechterdings nicht ignorieren. Schon gar nicht im Gaza-Streifen. Ob Benjamin Netanyahus rechtsradikale Koalition freilich dazu fähig ist, erscheint eher unwahrscheinlich. Zur Begründung der Politik Israels gegenüber der Hamas heißt es immer: Wir möchten in Sicherheit leben. Können die Israelis eigentlich sehen, dass die Palästinenser in Unfreiheit leben? Natürlich können sie das sehen, wenn sie es sehen wollen. Aber ob sie das wollen, ist schon wieder eine andere Frage. Denn auch Sicherheit kann unter Umständen zum ideologischen Fetisch geraten, bei dem man sich für die Unfreiheit der Anderen blind macht, weil man die Forderung nach Sicherheit zur leeren Worthülse hat verkommen lassen. Es kann eben keine Sicherheit für Israelis geben, solange die Unfreiheit der Palästinenser gewahrt wird... Weiter unter http://www.freitag.de/wochenthema/0914-regierung-israel-netanyahu 
- Noch nicht gelungen, noch nicht gescheitert
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Tom Segev Der Historiker Tom Segev über 60 Jahre Israel, geschönte Geschichtsschreibung und verpasste Friedenschancen. Der Tagesspiegel, 5. Mai 2008 Was empfinden Sie am 60. Geburtstag von Israel? 60 Jahre ist nicht so ein wichtiges Jubiläum. Es gibt ein kleines Land in Asien, das dieser Tage auch 60 Jahre Unabhängigkeit feiert und das heißt Indien. Und kein Mensch interessiert sich so sehr für Indien wie für Israel. Für mich ist Israel natürlich Teil meines Lebens, aber ich glaube, dass Israel ein Experiment ist, das noch nicht gelungen und noch nicht gescheitert ist. Deshalb ist es so aufregend, in Israel zu leben... Weiter unter http://www.tagesspiegel.de/politik/international/nahost/Israel-Nahost;art2662,2525707 
- Netzwerk des Friedens
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Israelis und Palästinenser treffen sich im türkischen Antalya, um über Friedenserziehung zu sprechen - und stellen fest, wie viel sie gemeinsam haben. Die Zeit, 25. November 2006 Bei Qalyilya, Besetztes Palästinensisches West-Jordanland. Es ist halb sechs Uhr früh, als Mohammed Kharroub in das orangene Sammeltaxi steigt. Eigentlich wären es nur 25 Minuten Fahrzeit zum israelischen Flughafen Ben Gurion. Doch Mohammed ist Palästinenser und zwischen seinem Dorf und Israel reckt sich die Trennmauer in den Himmel. Fünf Stunden hat er eingeplant, um den Übergang nach Jerusalem namens Qalandiya zu erreichen. Mohammed engagiert sich im Bezirk Qalqilya seit sieben Jahren ehrenamtlich bei “Samen des Friedens”... Weiter unter http://www.zeit.de/online/2006/48/Israelis-Palaestinenser 
- Wir tragen täglich unser Kreuz
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Gaza heißt Hoffnungslosigkeit - In der "leergegessenen Fischbüchse" wird die Situation für die Menschen immer unerträglicher. Die Tagespost, 25. Juli 2006 Gaza hat ein palästinensischer Dichter einmal als leergegessene Fischbüchse bezeichnet. Leer kann man eigentlich nicht steigern. Auch wenn die israelische Politik der Abriegelung und Bombardierung Gazas das nahe legt. Die vor acht Tagen beantragten "Passierscheine" wurden vom israelischen Militär genehmigt, einem Besuch Gazas steht nichts mehr entgegen. Ein Anruf beim Gaza-Übergang "Erez" direkt vor der Abfahrt bringt in Erfahrung: Trotz Militäroffensive offen. Dorthin braust das Taxi in einer guten Stunde von Jerusalem... Weiter unter http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=24902 
- Die Palästinenser als gleichwertige Menschen ansehen
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Kommenden Dienstag wird in Israel gewählt - Den Friedensprozess wird das nicht voranbringen, meint der Journalist Gideon Levy. Die Tagespost 25. März 2006 Gideon Levy zählt zu den wenigen israelischen Journalisten, die über das Leben der Palästinenser berichten. Wegen seiner kritischen Beiträge ist er häufig Angriffen seiner Landsleute ausgesetzt. Seine wöchentlichen Kolumnen in der Zeitung "Haaretz" sind mittlerweile unter dem Titel "Schrei geliebtes Land" auf deutsch erschienen. Johannes Zang sprach mit ihm über die bevorstehenden Wahlen... Weiter unter http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=22029 
- Fröhlich sein, Gutes tun und die Trauben reifen lassen
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Am Heiligen Abend einen guten Tropfen aus Bethlehem - Seit 120 Jahren bauen Salesianer in Palästina mit viel Liebe Wein an. Die Tagespost, 5. November 2005 Cremisan bei Beit Jalla. Geht es noch steiler bergauf? Es mögen zwanzig Prozent Steigung sein, vielleicht auch mehr in diesem Städtchen namens Beit Jalla, von Bethlehem nur durch die Jerusalem-Hebron- Straße getrennt. Vorbei an der orthodoxen St. Nikolauskirche - dem Ortspatron geweiht - schlängelt sich die Straße den Hügel hinauf. Links und rechts Krämerläden, Frisörsalons, Boutiquen und Internetcafes. Etwa vierhundert Meter nach der lutherischen Kirche die Abzweigung von der Hauptstraße. Rechts am Hang entlang führt das Sträßchen nach Cremisan. Häuser stehen zwischen Olivenbäumen. Einige Bauern ernten schon das grüne Gold des Heiligen Landes... Weiter unter http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=18696 
- Wir sind sehr oberflächlich
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Hürden und Lücken, Zensur und Selbstzensur – Der Nahostkonflikt in den Medien. Die Tagespost, 29. Januar 2005 „Viele Zeitungen zeichnen ein Schwarz-Weiß-Bild. Grautöne kommen ebenso wenig vor wie Hintergründe oder der Alltag der Menschen. Für Positives ist gar kein Platz.“ Der Entwicklungshelfer Stefan ärgert sich über die Art, wie deutsche Medien den Nahostkonflikt darstellen. Seinen Nachnamen will er nicht nennen. Der Mittdreißiger hat in den palästinensischen Gebieten die Intifada erlebt, mit weit über 100 Tagen unter Ausgangssperre. Bald begann er, in Rundbriefen an Verwandte und Freunde das zu berichten, was die Medien seiner Meinung nach übersahen, wegließen, ausblendeten. Keine Hintergründe – und das, obwohl sich in diesem Landstrich, so groß wie Hessen, weltweit die meisten Journalisten pro Quadratkilometer tummeln, angeblich allein achthundert feste Korrespondenten, die Sonderberichterstatter gar nicht mitgerechnet... Weiter unter http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=12524t. 
- Starker Toback
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Avraham Burg, ehemaliger Sprecher der isaelischen Knesset, will mit seinem Buch "Hitler besiegen" seinen Landsleuten ins Gewissen reden. 18. Oktober 2009 Israel hat einen neuen Propheten. Auf diese Formel lässt sich die Essenz von Avraham Burgs Buches Hitler besiegen bringen. Der frühere Sprecher der israelischen Knesset (1999-2003) war schon während der 2. Intifada durch aufrüttelnde Artikel aufgefallen, 2004 verschwand er von der politischen Bildfläche. Burg (Jahrgang 1955) ist der Sohn des Dresdner Rabbiners (warum verschweigt das der Klappentext?) Josef Burg und einer, wie er es nennt „arabischen Jüdin aus Hebron”, die 1929 das palästinensische Massaker an Juden überlebt hatte... Weiter unter http://www.freitag.de/kultur/0938-israel-burg-rezension 
- Zorn und Hoffnung
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Israelisch-jüdische Anwältin Felicia Langer erhält von Palästinenserpräsident Abbas den „Orden für besondere Verdienste“ „Die Jahre des Zorns über das Unrecht machten vielleicht meine Stimme heiser und verzerrten manchmal meine Züge. Aber ich konnte dennoch freundlich bleiben, weil mich die Liebe nie verließ.“ So lauten die Schlusssätze in Felicia Langers Autobiographie Zorn und Hoffnung, ihrem, wie sie meint, wichtigsten Buch. Die Wut hatte die junge Anwältin nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 eine Kanzlei in Jerusalem eröffnen lassen. Fortan verteidigte sie Palästinenser vor israelischen Militärgerichten. Dafür, aber auch für ihren Einsatz gegen Landenteignung, Hauszerstörung, Abschiebung und Folter wurde sie dieser Tage von Präsident Mahmoud Abbas in Berlin mit dem „Orden für besondere Verdienste“ geehrt. Das war für sie, sagt sie unserer Zeitung, „eine große Freude und Genugtuung.“ Die Feierstunde, an der neben Präsident Abbas unter anderen auch ein ehemaliger Mandant Langers sowie ihr Enkel teilnahmen, sei „sehr herzlich, sehr menschlich“, ja einfach „eine wunderschöne Begegnung“ gewesen. Gestärkt und ermutigt für ihren Menschenrechtseinsatz ist die 81-jährige gebürtige Polin in ihre Wahlheimat Tübingen zurückgekehrt, wo sie seit 1990 lebt. In jenem Jahr hatte sie die Kanzlei in Jerusalem geschlossen – nach 23 Jahren des Kampfes gegen ein Justizsystem, das sie als Farce erlebt hatte. Im selben Jahr, am 9. Dezember 1990, ihrem 60. Geburtstag, wurde sie mit dem Alternativen Nobelpreis, dem Right Livelihood Award ausgezeichnet. Nach ihrem größten Erfolg als Anwältin gefragt, entgegnet sie augenblicklich, dass es viele Niederlagen gegeben habe. Dann kommt sie auf den früheren Bürgermeister von Nablus, Bassam Schaka zu sprechen. Dass sie seine Verbannung verhindern konnte, bezeichnet sie als „Pyrrhussieg.“ Bassam, wie sie den palästinensischen Freund nennt, verlor durch einen Sprengsatz einer israelisch-jüdischen Terrororganisation beide Beine. Einmal fragte sie ihn, ob es nicht besser gewesen wäre, er wäre ausgewiesen worden, hätte aber seine Beine noch. Er antwortete ihr: „Du weißt Felicia: Für mich, ohne Beine, aber im Vaterland zu bleiben, ist viel wichtiger.“ Sie selbst hat ihr Vaterland Polen nach der Heirat ihres „Traumprinzen“ Mieciu 1950 in Richtung Israel verlassen. Da ahnte sie nicht, dass sie auch aus der neuen Heimat einmal auswandern würde. Mit ihrem Mann, der fünf Konzentrationslager überlebt hatte, zog sie eine Lehre aus dem Holocaust, die sie mit einem Wort umschreibt: Menschlichkeit. „Wer diese Lehre nicht gezogen hat und sie ignoriert, wie es die israelische Regierung tut, verrät unsere Opfer.“ Es sind diese Sätze, die sie weltweit bekannt machten und die ihr zahlreiche Preise und Ehrungen einbrachten, darunter eine Auszeichnung des Palästinensischen Ministers für Gefängnisangelegenheiten, die Ehrenbürgerwürde der Stadt Nazareth und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, das Horst Köhler ihr 2006 verlieh. Doch wären sie ohne ihr jahrzehntelanges Engagement nur Worthülsen. Die vielen Vortrags- und Interviewanfragen, vor allem seit ihrer Auswanderung nach Deutschland, machten ihr klar, dass sie ihre Sprachkenntnisse erweitern musste. Also lernte sie nach Polnisch, Russisch, Hebräisch, Arabisch und Englisch auch noch Deutsch – als Autodidaktin. Auch hier zeigt sich ihr Wesen: Klarheit, Geradlinigkeit, Willensstärke, gepaart mit Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Bei ihrem Appell an das deutsche Volk nimmt sie kein Blatt vor den Mund, wenn sie fordert: „Die israelische gegenwärtige Politik muss sich total ändern, sie muss ihre Friedensresistenz zur Seite schieben, Teil vom Nahen Osten sein, Frieden mit den Palästinensern machen, Frieden mit Gerechtigkeit, das heißt Räumung der Gebiete, die wir okkupiert haben vor 45 Jahren. Anderenfalls wird Israel als Insel der Apartheid im Nahen Osten bleiben, was auch für uns Israelis eine Tragödie ist, nicht nur für die anderen.“ Ihre Stimme ist auch nach fast 50 Jahren des Aufschreis nicht heiser und nicht leiser geworden. Im Gegenteil: sie klingt freundlich, gleichzeitig jedoch ernst und bestimmt. 
- Eine Gemeinde ohne Schutz
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Neunundzwanzig Stunden bei den Christen im Gaza-Gebiet: Die Angst vor Gewalttaten begleitet jedes Gespräch Wiedersehen am Grenzübergang Erez: Ist das wirklich mein alter Freund und Chauffeur Maher? Er wirkt um deutlich mehr als die drei Jahre gealtert, die seit unserer letzten Begegnung verstrichen sind. Dann, nach einer herzlichen Begrüßung, rast mein Fahrer, so schnell es die vielen Schlaglöcher erlauben, in Richtung Gaza-Stadt. Lesen Sie weiter in Publik Forum unter: www1.publik-forum.de/archiv/eine-gemeinde-ohne-schutz 
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